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Parkgeschichte

Park und Geschichte

Historisches

Ölgemälde von K. Grass
Blick zum Herrenhaus und zum Garten (Kopie des Holzreliefs von Ernst D. Kaltofen, 1906)

Die erste Erwähnung des Ortsnamens Langenowa findet sich 1185 in einer Urkunde von Markgraf Otto von Meißen. 1351 wird Johannes Rülke (markgräflicher Vogt, Bergmeister und Stadtrat von Freiberg) mit "dem halben Dorf Langenau, in dem auch die Kirche liegt", belehnt (Niederlangenau). Damit wird das bäuerliche Waldhufendorf am Oberlauf der Striegis (striguz) herrschaftliches Dorf.


1445 ist das Niedere Rittergut zum ersten Mal urkundlich belegt. 32 Jahre später heiratet der herzogliche Baumeister Arnold von Westfalen (der Erbauer der Albrechtsburg in Meißen!) Margarethe Rülke und kauft von ebengleicher Familie Vorwerk und Sitz Langenaw. Unter Arnold von Westfalen wurden Um- und Ausbauten am Gut vorgenommen. Leider verstirbt er bereits Ende 1481. Seine Frau führt das Gut als dessen Besitzerin "mit Umsicht und Geschick" weiter.


Ab 1524 folgen mehrere Besitzerwechsel bis das Anwesen 1558 wieder in das Eigentum der Familie Rülke gelangt. Um 1568 diente das Gut Kurfürst Vater August als Absteigequartier für seine Jagdreisen nach dem damals im Bau befindlichen Schloss Augustusburg. In Langenau nahm er Rücksprache mit seinem Baumeister Hieronymus Lotter, seinerseits Bürgermeister zu Leipzig. Auch Lotter stieg im Gut bei seinen Ritten zum Kurfürsten nach Dresden ab, waren doch die Rülkes die Verwandten seines großen Vorgängers Arnold von Westfalen.


Von den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges (1618-1648) blieb das Rittergut Niederlangenau nicht verschont. 1651-1774 war das Gut im Besitz der Familie Griebe. Unter ihnen wurde es baulich verändert, der Park vergrößert und verschönert.


1764 genehmigte der Rittergutsbesitzer Griebe den Bau des seitlich gelegenen Hammerwerkes und die Nutzung des Grundbaches zur Wasserversorgung. Der als Wasserreservoir für den Hammer benötigte Teich kam als Parkteich dem Rittergut sehr gelegen.


Ab 1774 gehörte das Rittergut der Familie Rudolph, welche "veredelte Schafzucht" betrieb und mit den Kriegsauswirkungen der "Franzosenzeit 1812 und 1813" kämpfte.


1849 wurde Julius Emil Braun Besitzer, später Otto Braun mit seiner Frau Margarethe (geborene Heine). Über die Zeit ab 1875 schrieb die Sächsische Bergzeitung 1937: "Unter dem Braunschen Besitze ist ein ständiges Aufblühen des Gutes zu verzeichnen. Es hat ausgezeichnete Felder, schöne Wiesen, prächtige Linden- und Pappelalleen, einen sehr gut gepflegten Park mit Teichen und ein prächtig renoviertes Herrenhaus."


Um 1900 gehörte zum Gut eine eigene Gärtnerei, eine Spirituosenbrennerei, eine Brauerei und eine Mälzerei. Ebenfalls wurde Pferdezucht betrieben. 1903 bis 1905 fanden Umbauten am Herrenhaus durch Architekt Richard Göpfert aus Freiberg statt. Die beiden steinernen Bären, die Wappentiere der Familie Braun, stammen aus dieser Zeit.


Ebenfalls entwarf und baute R. Göpfert ein Gartensaalgebäude mit Freitreppe und Brunnen. Hier überwinterten die Palmen und exotische Kübelpflanzen, die von Auslandsreisen mitgebracht wurden. In Hausnähe gab es Schmuckbeete und Ziersträucher. Der Park "von früher her" wurde in die Gartenanlage integriert. Man legte geschwungene Wege, Brücken, künstliche Wasserläufe und Sitzplätze um die Teiche an.

1945 wurde die Rittergutseigentümerin Margarethe Braun enteignet. 1951 wurde das Rittergut abgerissen. Beschäftigte des benachbarten Press- und Schmiedewerkes hielten zwischen 1945 und 1976 die Parkanlage instand und nutzen sie zur Pausenerholung. In jenen Jahren fanden die beliebten Parkfeste statt. Nach 1976 fehlte umfassende werterhaltende Pflege.

Ab 1992 wurden umfangreiche Rekultivierungsmaßnahmen durchgeführt. Mit Fördermitteln des Freistaates Sachsen und Sachleistungen der Gemeinde Langenau war es durch den fleißigen Einsatz der ABM-Kräfte möglich, den Park in seinem ursprünglichen Wesen zu beleben. Ab Mitte der 1990er Jahre fand auf Initiative des Männerchores das jährliche "Singen im Park" statt.

2017 kam es zu Sturmschäden. 2018 waren viele Bäume im Park nicht mehr verkehrssicher: Der Park musste gesperrt werden. Seit 2019 bemüht sich die Stadt Brand-Erbisdorf um eine umfassende Restaurierung der denkmalgeschützten Landschaftsparkanlage. Mit Hilfe von Fördermitteln der LEADER-Region Silbernes Erzgebirge konnte 2019 und 2020 eine denkmalpflegerische Untersuchung erfolgen. Im Ergebnis steht eine umfassende Konzeption, welche die Grundlage im Umgang mit der Parkanlage für weitere Jahrzehnte bildet.










Vegetation und Ökologie


Die Parkanlage verfügt über einen umfangreichen historischen Baumbestand. Besonders alte Exemplare sind bei Rotbuchen, Bergahornen und Stieleichen zu finden. Gehölzgruppen, Solitärs und dichtere mit Sträuchern unterpflanzte Partien wechseln sich ab. Es wurden Laub- und Nadelbäume mit unterschiedlichem Habitus gemischt, auch Hängeformen der Buche und Ulme verwendet und zahlreiche Farbkontraste, wie rotlaubige Laubbäume und helle Lärchen zu dunklen Nadelbäumen eingesetzt (zum Beispiel Weymouthkiefern, Scheinzypressen und Eiben).


Typisch für landschaftliche Anlagen war der hausnahe mit Schmuckbeeten angelegte Pleasureground: hier als ein gestalteter attraktiver Bereich zwischen Herrenhaus, Gartenhaus und Teichufer angelegt. Historische Fotos zeigen die charakteristische Pflanzenverwendung des 19. Jahrhunderts. In der Parkanlage waren neben zahlreichen Exoten (zum Beispiel Tulpen- oder Kuchenbaum), Strauchpflanzungen mit großblütigen Rhododendren, Haselnuss und Weißdornen sowie Farnpflanzungen vorhanden. Auf der Terrasse an der Freitreppe und am Pavillon befanden sich Pflanzkübel mit exotischen Gewächsen, am Haus Kletterpflanzen.





Portal Schloss Niederlangenau (Ende 1940er Jahre)

Das Sandsteinportal, ehemals an der Hofseite des Herrenhauses, zeigt in der Mitte ein Kind neben einem Totenkopf und einer Sanduhr. Vermutlich schuf H. Lotter diese Darstellung im Gedenken an das einzige Kind des Arnold von Westfalen. Es ist ein besonders wertvolles Zeugnis der Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts und befindet sich heute an der Langenauer Kirche.




Portal Schloss Niederlangenau (Ende 1940er Jahre)
Kutschfahrt am Niederen Rittergut Langenau (vor 1945)
Sitzbereich am Holzpavillion, südlich des Gartenhauses (um 1890)
Der Stein erinnert vermutlich an die Familie Rudolph, welche das Rittergut zwischen 1774 und 1849 besaß.
Stein mit Inschrift "R. 1849", der sich in Nähe der Sitzgruppe aus Holz am Südende des Parkes in Wassernähe befindet
Durch ABM-Unterstützung konnte der Park in den Neunziger Jahren instandgesetzt werden.
Neubau der Bogenbrücke durch ABM-Kräfte der Gemeinde Langenau